4. PendelMarionettenFestival 2014 in Hohebuch                                                          3. bis 5. Oktober 2014

Ein prachtvoller grüner Schmetterling lud ein zum 4. PendelMarionettenFestival in Hohebuch.

Und tatsächlich hätte man manchmal gern seine Flügel gehabt, um rechtzeitig zu den verschiedenen Vorstellungen zu kommen. Diesmal wurde in zwei Sälen parallel gespielt, in einem für Kinder, im an-
deren – saßen natürlich auch Kinder und sehr viele Erwachsene.

Wieder kamen ausschließlich PendelMarionetten zum Einsatz, und wieder überraschte die Vielfalt und Verschiedenheit der Darbietungen.

Am Eröffnungsabend – nach einer eingehenden Würdigung des schon bekannten Virus Pendularius 
spielten die Veranstalter, Marlene Gmelin und Detlef Schmelz (die „Pendels“) ihr großes Stück „Ben der
Bär und die Traumfischsegler“
. Fast 1½ Stunden voller Staunen und Freuen! Der kleine Bär Ben rettet eine ausfallende Zirkusvorstellung, indem er um die Welt reist und Artisten sammelt. Die lernt man in ihrem jeweiligen Land kennen in poetischen und auch witzigen Situationen. Und immer wieder – wie das Ritornell in einem Rondo – segelt der Traumfisch vorbei und hat jeweils ein neues Tier als Fahrgast.
Am Ende dann treten alle im Zirkus auf, verblüffend, komisch, hinreißend.

Mit „Bärenhunger“  begann das Kinderprogramm, gefolgt „Vom nichtsnutzigen Hasen“ , aufgeführt von
einer Spielinitiative aus Frankfurt.

Das Theater Traumraum, Dormagen, spielte die Geschichte vom sprachbehinderten Hasen „Primel“, der am liebsten gar nicht mehr sprechen wollte, weil alle über sein „pf“ statt „sch“ lachten. Alle – bis auf
seinen Freund, den Schmetterling und das liebliche Hasenmädchen.

Eine absolute Premiere war „Magische Momente“ 
(Flo(h)´s Kiste, Bonn). Florian Sommer trat zum ersten Mal auf, unterstützt von drei Freunden. Mit Wärme und Poesie spielte er einen kleinen schüchternen Jungen, der davon träumt, ein großer Zauberer zu sein. Dass dann alle Zaubertricks wirklich perfekt gelangen, war Überraschung und Freude für alle, die vorher mit ihm gebibbert hatten.

„Besuch beim Bären“ (Theater „Löwenzahn“, Bad Vilbel) bot eine wunderschön ausgestaltete Wohnstube, in der der Bär aber auf keinen Fall Besuch haben will. Bis er von der hartnäckig-naiven Maus eines Besseren belehrt wird.

„Der Hase und der Igel“ (Christel Albrecht, Mirjam Interthal) war ein großer Spaß.

„Kinderleicht“ (Marita und Norbert Reinl, Ingrid und Alberto Jacobsen) ist eine zauberhafte Geschichte um die weltbewegende Frage, wie ein großer starker Bärenmann endlich Vater werden kann. Die Ratschläge verschiedener Tiere erweisen sich als total unrealistisch. Bis – ein Bärenmädchen auftaucht und genau Bescheid weiß. Großer Beifall für das niedliche neue Bärenkind!

„Es klopft bei Wanja in der Nacht“ bietet immer wieder Spielern, die noch kein eigenes Theater haben, eine köstliche Chance, die Geschichte miteinander darzustellen.

„Bin ich du oder bist du ich?“ (Marionettentheater Zauberfaden, Christel Albrecht und Ursula Doll, Offenburg), da sorgt die temperamentvolle Hexe Hukla mit ihrem Raben dafür, dass zwei Freunde begreifen, wie gemein es ist, einen Dritten auszuschließen.

"Wie man einen Freund gewinnt“ (Marionettentheater Zaubervogel, Bad Homburg) ist eine Geschichte
nach Saint-Exupéry „Der kleine Prinz“. Hier wurde einmal ganz auf Bühnenbild und Kulisse verzichtet.
In einer Art Kammerspiel kam es nur auf sensible Puppenführung und den wunderschönen Text an.
Man hörte die Zuschauer nicht atmen…

„Till Eulenspiegel, Teil 2“ (Marionettentheater Eule und Meerkatze, Essen) zeigt den Schelmen wieder
von seiner boshaften Seite. Dennoch besorgt der liebenswürdige Pfarrer ihm zuletzt eine Stelle als Küster – was daraus wohl werden wird?

„Joe und Bernadette“ (Stageworks Puppets and Friends, München) ist ein Roadmovie, in dem Kater, Bär und Mäuserich ein neues Zuhause suchen und allen möglichen Tieren begegnen – Schach  spielenden Spatzen, singenden Fröschen, QiGong übenden Raben – und Mäuserich Joe am Ende tatsächlich seine große Liebe, Mausemädchen Bernadette, Pfote in Pfote zum Glück führen darf.

„Bärenfaust“ (Bärentheater Bernhard und Liesel Betz, Illschwang) zeigte eine bereits preisgekrönte Auf-führung. Mit ihr nämlich gewann das Bärentheater den Fritz-Wortelmann-Preis 2013. Der Bärenfaust ist
eine wundersam humorvolle Mischung aus Literatur, Musik und vielen witzigen Einfällen. Die perfekte Puppenführung muss kaum hervorgehoben werden, Siehe Preis!

„Der kleine Häwelmann“ (Basilius und Freunde, Krefeld) ist eine bekannte Geschichte. Sie wurde wunderschön gespielt mit zauberhaften Mond- und Sternbildern und einem allerliebsten kleinen Häwelmann.

„Der Hund, die Rose und die Liebe“ (Marionetten-theater Cagibi, Catherine Cunz, Zürich und Christina Pellens, Köln) – das war Poesie pur. Es braucht keine Worte, um Gefühle und Situationen darzustellen, es genügt ein sensibler Tänzer, ein zarter Geigenspieler, eine tanzende Blume. Und zwei niedliche Hunde, die hohe Gefühle auf ihre Weise ausleben.

 

Außerdem gab es Gruppen-Inszenierungen und Szenenprogramme, in denen mehrere sehr kurze Szenen zusammengefasst waren. Und es gab als furiosen Abschluss die „Steinsuppe“, an der noch einmal alle Teilnehmer mitkochen konnten.

Natürlich gab es daneben auch noch die Dia-Show, die Taschenlampenführung im verdunkelten Gewölbekeller, das mystische Orakel von Hohebuch, eine Film-Vorführung und die notleidenden Bettler-Marionetten, die um Spenden für die ansonsten eintrittsfreie Veranstaltung baten. Nicht umsonst!

 

Festival ist nicht gleich Festival.

Hier ging es nicht um Profi-Bühnen und Meister-leistungen. Hier konnten sich begeisterte Amateure erproben, Mut und Vertrauen entwickeln und vielen Menschen viel Freude machen. Der grüne Schmetterling hatte nicht zu viel versprochen.

Edith Nikel 

 

Fotos: Bernhard Betz

Bernhard Betz hat einen zweiten sehr unterhalt-samen Festivalreport verfasst:

http://www.llbbgd.de/Pendelfestival%2014/index.html